Jährlich werden ca. 150 Milliarden Kleidungsstücke produziert.¹
Tendenz steigend!
Wir befinden uns im Zeitalter der Fast Fashion: Viele Unternehmen wie H&M oder Zara bringen bis zu 12 Kollektionen im Jahr heraus. Die Geschwindigkeit, in der neue Kleidung produziert wird, und die Kurzlebigkeit, für die sie gemacht ist, haben verheerende Konsequenzen, wie die ZDF-Dokumentation Zoom „Vom Klamotten-Kaufrausch zum Altkleider-Müllberg: Warum Recycling bei Fast Fashion nicht klappt“ zeigt.
Die meisten Kleidungsstücke haben eine so schlechte Qualität, dass sie gar nicht erst recycelt werden können. Sie werden entweder verbrannt oder landen als Textilmüll auf Mülldeponien und belasten die Umwelt.
Chinesische Unternehmen wie Shein oder Temu setzen mit „Ultra-Fast-Fashion“ dem ganzen noch die Krone auf. Mit Wegwerfmode zu Schleuderpreisen toppen sie bisherige Missstände.
Was können wir als Konsument:innen dagegen tun? Als erstes kannst du dein eigenes Konsumverhalten hinterfragen:
- Wie viele Kleidungsstücke kaufst du im Jahr?
- Achtest du dabei auf Nachhaltigkeit bzw. Nachhaltigkeitssiegel?
- Verzichtest du auf bestimmte Materialien?
- Brauchst du überhaupt etwas Neues oder kannst du es auch gebraucht kaufen?
Ist Slow Fashion die Lösung? Die Gegenbewegung zur Fast Fashion steht für langsamen Konsum
Im Schnitt kaufen wir in Deutschland ca. 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr.² Doch nur rund 20% der Kleidung in unseren Kleiderschränken wird überhaupt getragen.³ Sieht das in deinem Kleiderschrank auch so aus? Die Gegenbewegung zur Fast Fashion ist die sogenannte Slow Fashion.
Wortwörtlich übersetzt steht es für langsame Mode. Hierbei geht es vor allem um eine größere Wertschätzung von Kleidung und mehr Qualität. Die Kleidungsstücke werden im Schnitt länger getragen, der Konsum verlangsamt. Unternehmen setzen auf mehr Nachhaltigkeit und bessere Arbeitsbedingungen bei der Herstellung. Es wird sich auf ca. 2 Kollektionen pro Jahr beschränkt und auf mehr zeitlose Designs gesetzt. Auch Second-Hand Mode und das Tauschen und Teilen von Kleidung ist Teil der Slow Fashion Bewegung.
Die Frage ist: Reicht das aus? Ist langsamer Konsum genug, um die Probleme der Textilbranche zu lösen? Meiner Meinung nach ein klares NEIN. Leider ist durch weniger Konsum, etwas mehr Nachhaltigkeit und Qualität die Problematik nicht gelöst.
Wie du dich vor Greenwashing schützen kannst und warum ich Cradle to Cradle Certified® mein Vertrauen schenke
Leider handeln viele Unternehmen nicht so umweltbewusst, wie sie es vorgeben. Wir sprechen hier von Greenwashing. Die Lieferketten und Zusammenhänge in der Modeindustrie sind sehr komplex und oft fördert fehlende Transparenz und Gesetzeslücken umweltschädliches Verhalten. So kann ich beispielsweise meine aussortierte Kleidung – mit dem Versprechen, dass es wiederverwertet werden kann – an Unternehmen zurückgeben; die Realität sieht aber anders aus.
Weniger als 1% der Altkleider kann als recycelte Textilfaser in den Kreislauf zurückkehren. Der Großteil wird zu Lappen oder anderem minderwertigen Material verarbeitet (Downcycling).⁴
Das ist die traurige Wahrheit.
Was wäre allerdings, wenn ein Kleidungsstück von Anfang an so designt wird, dass es ausschließlich aus gesunden Materialien besteht, die in Kreisläufen zirkulieren können?
Hier kommt das Designkonzept Cradle to Cradle ins Spiel:
Cradle to Cradle (abgekürzt C2C) heißt auf Deutsch übersetzt “von der Wiege zur Wiege”. Der Kerngedanke ist, dass Produkte nach ihrem Gebrauch nicht zu Müll werden, sondern in Kreisläufen zirkulieren und wiederverwendet werden können. Hierbei wird zwischen biologischen und technischen Kreisläufen unterschieden.
Cradle to Cradle Certified® bestätigt, dass ein Produkt die Prinzipien des Cradle to Cradle Konzepts erfüllt. Kleidungsstücke mit der Zertifizierung werden anhand von fünf Kriterien bewertet. Für jedes Kriterium wird ein Zertifizierungslevel vergeben. Die fünf Kriterien setzen sich wie folgt zusammen:
- Materialgesundheit: Die Materialen sind sicher für Mensch und Umwelt.
- Recyclingfähigkeit: Durch Produkt- und Prozessdesign wir eine Kreislaufwirtschaft ermöglicht.
- Saubere Luft und Klimaschutz: Es wird saubere Energie verwendet und ein großer Wert auf den Schutz der Umwelt gelegt.
- Schutz von Wasser und Böden: Die Ressourcen Luft, Wasser und Boden erfahren einen besonderen Schutz.
- Soziale Gerechtigkeit: Es gelten sichere, faire und gerechte Arbeitsbedingungen zur Förderung der Menschenrechte.
Es gibt vier verschiedene Leistungsstufen, die in jeder Kategorie erreicht werden können: Bronze, Silber, Gold oder Platin. Das niedrigste erreichte Level bestimmt am Ende die Gesamt-Zertifizierung.
Bei Cradle to Cradle Certified® geht es um intelligentes Design von Anfang an. Entscheidend sind die Verwendung von gesunden Materialien und deren Recycling- und Upcyclingfähigkeit.
Fazit: Wir brauchen "gesunden" Konsum mit zirkulärer Slow Fashion nach dem Cradle to Cradle Certified® Product Standard
Um die Fashionindustrie nachhaltig und langfristig zu verändern, braucht es eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen. Wir können die Textilbranche leider nicht von heute auf morgen komplett verändern.
Wir als Konsument:innen können folgendes tun:
- Kaufe Kleidung dann, wenn du sie wirklich brauchst, d. h. treffe bewusste Kaufentscheidungen.
- Gibt es das Kleidungsstück mit einem Cradle to Cradle Certified® Zertifikat? Im Shop von changemaking.now findest du aktuell verfügbare C2C Certified® Produkte.
- Gibt es kein C2C Certified® Kleidungsstück, kannst du auf Second-Hand Mode zurückgreifen. Hierbei muss kein neues Kleidungsstück, welches nicht für Kreisläufe designt wurde, neu produziert werden.
Cradle to Cradle als Designkonzept verfolgt einen positiven Ansatz: Statt weniger schlecht zu sein, fangen wir an, mehr positiven Einfluss zu nehmen. Wir können unsere Intelligenz nutzen und den Menschen als Chance betrachten.
Mit Cradle to Cradle Certified® können wir in die Umsetzung gehen und einen positiven ökologischen Fußabdruck auf dieser Welt hinterlassen.
Referenzen
- https://www.fashionrevolution.ch/fakten-uebersicht
- https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/konsum-und-produkte/produktbereiche/mode-und-textilien
- https://www.wmn.de/lifestyle/fashion/studie-80-prozent-kleidung-aussortieren-id460791#:~:text=Egal%20wie%20gro%C3%9F%20oder%20klein,uns%20einfach%20nicht%20trennen%20k%C3%B6nnen.
- https://www.mckinsey.com/de/news/presse/2022-07-14–textile-recycling