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Cradle to Cradle in der Kritik – Utopie oder Lösung?

Erfahre, wie linear unser Wirtschaftssystem ist, welche Lösungen Cradle to Cradle anbietet und warum es dennoch in der Kritik steht.

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Ein Beitrag von
Sarah Hüttscher

Wie sieht unser Wirtschaftssystem aus?

Linear Economy

Lineare Wirtschaft –
"Take-Make-Waste"-Modell

Die lineare Wirtschaft oder auch "Take-Make-Waste"-Modell genannt beschreibt den konventionellen Ansatz der Ressourcennutzung, bei dem

  • Rohstoffe abgebaut,
  • zu Produkten verarbeitet
  • und nach Gebrauch entsorgt werden.

In dieser linearen Wirtschaftsweise liegt der Fokus auf der Maximierung der Produktion und des Konsums, ohne ausreichende Berücksichtigung der begrenzten Ressourcen und Umweltauswirkungen, sowie ohne Überlegungen, was mit den Produkten nach Gebrauch passieren soll.

Das Ergebnis ist eine massive Verschwendung von Ressourcen und die Ansammlung von Abfall, was zu Umweltverschmutzung, Klimawandel und weiteren ökologischen Problemen führt.

Recycling

Recycling Economy – 
Reduce Reuse Recycle

Die Recyclingwirtschaft ist ein Modell, das darauf abzielt, Ressourcen effizienter zu nutzen und Abfall zu minimieren. Materialien wie Metalle, Kunststoffe, Papier und Glas werden gesammelt, sortiert, gereinigt und verarbeitet, um sie in neue Produkte oder Rohstoffe umzuwandeln.

Das ist jedoch primitives Recycling bzw. Downcycling, da Materialien oftmals nicht sortenrein von einander getrennt werden können. Das führt zu Qualitätsverlust und letztendlich Müll.

Circular Economy

Kreislaufwirtschaft – 
Circular Economy

Die Kreislaufwirtschaft oder auch zirkuläre Wirtschaft genannt geht über die Recyclingwirtschaft hinaus: Statt Abfall nur zu minimieren, ist das Ziel ihn komplett zu vermeiden.

Produkte und Materialien sollen in geschlossenen Stoffkreisläufen zirkulieren können. Kreislaufwirtschaft ist somit mit einer Zero-Waste-Strategie zu vergleichen. 

Cradle to Cradle –
Rethink, Reinvent, Redesign

Cradle to Cradle (C2C) heißt auf  Deutsch übersetzt “von der Wiege zur Wiege”. Das Designkonzept basiert auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft, geht jedoch weit darüber hinaus. 

Produkte, die im Sinne von Cradle to Cradle designt werden, können entweder als Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt oder als “technische Nährstoffe” in technischen Kreisläufen idealerweise vollständig wiederverwertet werden. 

Cradle to Cradle verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, indem es die folgenden fünf Kriterien berücksichtigt:

  • Materialgesundheit
  • Produktzirkularität
  • saubere Luft und Klimaschutz
  • Schutz von Gewässern und Böden
  • soziale Gerechtigkeit

Cradle to Cradle ermöglicht eine positive & regenerative Beziehung zwischen Mensch und Umwelt.

Getreu dem Motto "Alles ist Nährstoff" gibt es keinen Abfall mehr. Es geht vielmehr um Ökoeffektivität statt Ökoeffizienz. Es gibt uns Menschen die Chance "nützlich" zu sein und einen positiven ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.

Cradle to Cradle Certified® 
als globaler Produktstandard

Cradle to Cradle Certified® ist das Qualitätssiegel für Produkte und Materialien mit Cradle to Cradle-Design.

Die Zertifizierung erfolgt auf den Stufen Bronze, Silber, Gold oder Platin und ist ein kontinuierlicher Weiter­entwicklungsprozess für Unternehmen, die sich das Ziel gesetzt haben klimapositiv zu werden. 

Mehr über die Zertifizierung

Best Practices: Cradle to Cradle Geschäftsmodelle & Produktbeispiele

Nach Angaben des Cradle to Cradle Products Innovation Institute (C2CPII) wurden bis heute mehr als 34.000 Produkte mit der Cradle to Cradle Certified®-Zertifizierung ausgezeichnet.

Zertifizierte Produkte sind unter anderem Baumaterialien, Innenausstattungen, Möbel und Haushaltsprodukte, elektronische Geräte, Textilien und Bekleidung, Kosmetik- und Pflegeprodukte, Reinigungsmittel, Papier, Verpackungen und Polymere.

Zu den Best Practices gehören unter anderem:

Die Zertifizierung bestätigt, dass Produkte im Sinne von Cradle to Cradle designt wurden. Es gibt aber auch Produkte ohne Zertifizierung, die dem Cradle to Cradle Designkonzept folgen, wie zum Beispiel: 

Product as a Service – Nutzen statt Besitzen

Ein wichtiger Aspekt von Cradle to Cradle ist das Umdenken hinzu Nutzen statt Besitzen. Muss ich tatsächlich etwas besitzen oder möchte ich es nicht eigentlich nur nutzen? 

Muss ich eine Waschmaschine besitzen oder möchte ich nur Wäsche waschen? Geschäftsmodelle wie die einer Dienstleistung als "Product as a Service" können die Transformation zu Cradle to Cradle sinnvoll unterstützen. 

Produktbeispiele mit Rücknahmesystem sind unter anderem:

Cradle to Cradle: Was sind die Vor- und Nachteile?

Im Mittelpunkt des Cradle to Cradle Prinzips steht das Design von Produkten, die nicht nur einen ökonomischen und kulturellen Wert haben, sondern auch förderlich für die Natur sind.

Vorteile von Cradle to Cradle

  • Produkte zirkulieren in Kreisläufen, es gibt keinen Abfall mehr
  • kein Raubbau mehr an der Natur, da die Rohmaterialien einmal entnommen werden und dann idealerweise unendlich zirkulieren können
  • Mit der Entscheidung für C2C Certified®: Einhaltung des Cradle to Cradle Certified Product Standards
  • Produkte können als Dienstleistungsmodelle angeboten werden (Product as a Service)
  • langfristig günstigere Produktionskosten für Unternehmen

Nachteile von Cradle to Cradle

  • Umdenken ist erforderlich
  • Produktionsumstellung kann kostenintensiv sein (inkl. Kosten der Cradle to Cradle Certified®-Zertifizierungen)
  • abhängig vom erreichten Zertifizierungslevel noch kein 100%iger Kreislauf der Produkte
  • kann als Greenwashing-Strategie benutzt werden, wenn Unternehmen nur zum Teil umstellen, um konventionelle Produktionsverfahren damit besser darzustellen
  • Cradle to Cradle Certified® berücksichtigt keine Transportwege, wo ebenfalls Emissionen entstehen

Ein Plädoyer für eine „Cradle to Cradle-Welt“

Das vorherrschende Bild von Umweltschutz steht allerdings für eine Zero-Waste-Strategie. Wenn wir weniger schlecht sind, z.B. weniger mit dem Flugzeug fliegen, verbrauchen wir weniger Ressourcen. Produkte werden zwar zum Teil recycelt und haben dadurch eine längere Lebensdauer; da diese aber nicht dafür designt wurden, landen sie dann doch früher oder später im Müll (Downcycling). 

Diese Zero-Waste-Strategie, unter der auch der Begriff der Klimaneutralität fällt, gibt uns Menschen gar keine Chance positiv zu sein. Das Beste, was wir erreichen können, ist es “eine Null zu sein”, keinen Impact zu haben. Wenn uns herkömmlicher Umweltschutz ganz offensichtlich nicht aus der Misere retten kann, warum steht Cradle to Cradle überhaupt so in der Kritik?

Die Kritik liegt hauptsächlich an der Herausforderung, Systeme neu und anders zu denken. Kritikerinnen und Kritiker bezweifeln die Umsetzbarkeit im großen Stil, denn das würde eine Neugestaltung der Wirtschaft voraussetzen.

Das Cradle to Cradle Designkonzept und die Zertifizierung Cradle to Cradle Certified®, welche bestätigt, dass ein Produkt den Anforderungen des Cradle to Cradle Konzepts entspricht, sind zukunftsfähig. 

Solange das Wirtschaftssystem allerdings noch auf fossile Energieträger angewiesen ist und wir von keiner gerechten Verteilung von Rohstoffen sprechen können, braucht es aktuell noch eine Kombination aus Verzicht und "gesundem" Konsum nach Cradle to Cradle.

Wofür Cradle to Cradle Certified® allerdings jetzt schon steht, ist Unternehmen in den Transformationsprozess zu kreislauffähigen Produkten zu bringen.

Hier wäre es wünschenswert zu sehen, dass sich Hersteller:innen komplett für Cradle to Cradle Certified® entscheiden und ausschließlich nach diesen Standards produzieren. Denn neben anderen Öko-Siegeln wie GOTS oder der Grüne Knopf wird nach Angaben von Wolfgang Grupp junior – Sohn des Trigema-Gründers Wolfgang Grupp – deutlich: „Keines der Siegel – mit Ausnahme von Cradle to Cradle – hat unsere Prozesse oder unsere Produkte weiter verbessert“ (lese auch Horizont Artikel, 2021). 

Liebe Unternehmen, worauf wartet ihr also?

Denn eines ist auch klar: Die Konsumentinnen und Konsumenten können es nicht alleine richten. Die Produzent:innen sind gefragt Verantwortung für unseren Planeten zu übernehmen und die Politik muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen. 

Du hast ein eigenes Label? Erfahre, wie du deine Produkte zertifizieren lassen kannst.

Als Kosument:in kannst du schon heute mit den richtigen Kaufentscheidungen ein Zeichen setzen und den Hersteller:innen zeigen, dass du einen positiven ökologischen Fußabdruck hinterlassen möchtest.

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FAQs

"Ökoeffizienz" steht für die Minimierung bzw. Reduzierung von negativen Umwelteinwirkungen (im Sinne von Reduce Reuse Recycle). Durch effizientere Methoden und Optimierung soll der ökologische Fußabdruck verringert werden. Dadurch zerstören wir die Umwelt aber nur langsamer. 

Der Begriff "Ökoeffektivität" wurde von den Begründern des Cradle to Cradle Konzepts – dem deutschen Chemiker Prof. Dr. Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough – geprägt. Statt Negatives zu reduzieren geht es vielmehr darum, einen positiven ökologischen Fußabdruck zu schaffen. 

Wie muss ein Produkt oder Prozess von Anfang an neu gestaltet werden, um positive Auswirkungen zu haben? Wird beispielsweise für die Herstellung eines Produktes Wasser verwendet und ist das Wasser am Ende der Produktion sauberer als zuvor, ist es ein wünschenswerter Effekt und nützlich. Es geht um die Maximierung des Nutzens: Rethink, Reinvent, Redesign.

Cradle to Cradle ist ein ganzheitliches Konzept, welches über das allgemeine Verständnis von Kreislaufwirtschaft (eng. circular economy) hinausgeht. 

Neben Materialgesundheit, sauberer Luft und Klimaschutz, dem Schutz von Gewässern und Böden, sowie sozialer Gerechtigkeit ist die Kreislaufwirtschaft bzw. Produktzirkularität ein von insgesamt fünf Cradle to Cradle Kriterien.

Cradle to Grave bedeutet auf Deutsch übersetzt "von der Wiege zur Bahre" und bezieht sich auf konventionelles Produktdesign in der linearen Wirtschaft (inkl. Recycling-Wirtschaft), wo ein Produkt am Ende des Lebenszyklus zu Müll bzw. Abfall wird. 

Cradle to Cradle heißt auf Deutsch übersetzt "von der Wiege zur Wiege" und kennt hingegen keinen Abfall. Hier gilt die Devise: Alles ist Nährstoff.

Ein Beitrag vom 13. Juli 2024 von
Sarah Hüttscher
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