Cradle to Cradle begleitet mich schon seit meinen Studienjahren. Damals habe ich zum ersten Mal von diesem Designkonzept gehört – und seitdem lässt es mich nicht mehr los.

Für mich ist es mehr als ein theoretisches Modell oder eine Zertifizierung.

Es ist ein Lebensgefühl: Dinge so zu gestalten, dass sie

  • im Kreislauf bleiben,
  • die Natur respektieren,
  • einen Mehrwert für andere Organismen und Lebewesen bieten
  • und gleichzeitig ästhetisch, funktional und inspirierend sind.

Heute lebe ich Cradle to Cradle auf ganz unterschiedliche Weise:

  • in den Produkten, die ich nutze,
  • in meinem Engagement bei der Cradle to Cradle NGO,
  • in meiner Kunst – und neuerdings sogar in meinen Experimenten mit Pilzmyzel-Lampen.

Für mich bedeutet es, einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen und zu zeigen, dass ein grüner Lebensstil nicht Verzicht heißen muss, sondern Kreativität, Tiefe und Freude.

Mit (*) gekennzeichnete Links sind Affiliate-Links. Wenn du dir darüber bestellst, erhalte ich eine kleine Provision – für dich ändert sich nichts am Preis. 

Was bedeutet Cradle to Cradle?

Cradle to Cradle (C2C) heißt auf Deutsch übersetzt „von der Wiege zur Wiege“.

Es ist ein Konzept, bei dem Produkte so gestaltet werden, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus nicht zu Abfall werden – sondern als wertvolle Nährstoffe wieder in den biologischen oder technischen Kreislauf zurückkehren.

Im Gegensatz zur klassischen Kreislaufwirtschaft geht es nicht nur darum, Müll zu vermeiden und somit eine Zero-Waste-Strategie zu verfolgen, sondern Produkte von Anfang an so zu designen, dass sie regenerativ sind.

Gesund, sicher und zirkulär – für Mensch und Natur.

Es geht vielmehr darum einen positiven Impact zu generieren und somit einen Mehrwert für andere Lebewesen und Organismen zu schaffen.

Statt uns zu fragen

„Wie können wir weniger schlecht sein?“,

können wir uns die Frage stellen:

💡 „Wie können wir einen positiven Einfluss nehmen?“

Als Beispiel nenne ich gerne den Abrieb über unsere Schuhe.

Was wäre, wenn der Schuhabrieb statt schädliches Mikroplastik Nährstoff für Mikroorganismen sein kann?

👉 Lese mehr zu Schuhen im Sinne von Cradle to Cradle

Meine erste Begegnung mit Cradle to Cradle und Prof. Dr. Michael Braungart

Ich habe Cradle to Cradle während meines Studiums an der Leuphana Universität Lüneburg kennengelernt – und seitdem hat es nicht mehr losgelassen.

💡 Die Idee, dass wir nicht „weniger schlecht“ sein müssen, sondern wirklich positiv wirken können, hat für mich alles verändert.

Ich saß zum Ende meines Studiums in einem Seminar zum Thema „Wie wir einen positiven ökologischen Fußabdruck hinterlassen können“ bei Professor Dr. Michael Braungart.

Michael Braungart ist nicht nur deutscher Chemiker und lehrt an der Leuphana Universität, sondern hat in den 90ern zusammen mit dem US-amerikanischen Architekt William McDonough das Cradle to Cradle Konzept entworfen.

Gemeinsam haben sie die folgenden Bücher geschrieben, die ich beide gelesen habe und sie sehr empfehlen kann:

👉 Cradle to Cradle – Einfach intelligent produzieren*
👉 Intelligente Verschwendung – The Upcycle: Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft*

Mit diesem neuen Wissen wurde mir klar, dass es nicht um Verzicht geht.

C2C ist eine Einladung, unser Design von Grund auf zu hinterfragen und Neues zu schaffen.

Wie ich Cradle to Cradle lebe – Produkte und Inspirationen

Für mich ist Cradle to Cradle kein abstraktes Konzept, sondern eine bewusst gewählte Lebenshaltung.

Ich frage mich bei vielen Entscheidungen:

  • Was passiert mit diesem Produkt, wenn ich es nicht mehr brauche?
  • Ist es gut für meine Gesundheit und für die Umwelt?
  • Unterstütze ich mit meinem Kauf ein zukunftsfähiges System?

Hier ein paar Einblicke, wie das in meinem Alltag konkret aussieht:

Kosmetik: Ich verwende und liebe die Frischekosmetik von RINGANA. Sie verzichtet komplett auf Konservierungsstoffe und ist dadurch hochkonzentriert und antioxidativ wirksam.

Kleidung: In meinem Kleiderschrank findest du u. a.:

  • Cradle to Cradle zertifizierte Yoga-Kleidung von Wellicious
  • Biologisch abbaubare Sportswear aus Algenfasern von Gooden

Küche: Statt Teflon setze ich auf Pfannen von GreenPan, die Cradle to Cradle zertifiziert sind.

Wohnen: Für mein Zuhause wähle ich Materialien, die in den Kreislauf zurückgeführt werden können, z. B.:

Und nicht nur als Konsumentin integriere ich C2C in mein Leben.

🎨 Kunst & Design

Mein neues Projekt: Ich experimentiere mit Pilzmyzel, um daraus Lampenschirme zu gestalten – inspiriert direkt vom C2C-Prinzip.

Cradle to Cradle Zertifizierung – was steckt dahinter?

Einige Produktbeispiele aus meinem Alltag sind zertifiziert. Was bedeutet das?

Sie durchlaufen ein intensives Prüfverfahren.

Die Zertifizierungen werden von unabhängigen Zertifizierungsstellen durchgeführt. Das Cradle to Cradle Products Innovation Institute verfügt dies bzgl. über ein Netzwerk von Assessment Bodies.

Die 5 Kategorien von Cradle to Cradle Certified®

Jedes Produkt oder Material wird in den folgenden 5 Kategorien bewertet:

Materialgesundheit – Sind die verwendeten Materialien sicher für Mensch und Umwelt?

Produktzirkularität – Kann das Produkt oder seine Bestandteile nach der Nutzung in biologische oder technische Kreisläufe zurückgeführt werden?

Saubere Luft & Klimaschutz – Wird die Produktion mit erneuerbaren Energien betrieben und trägt sie aktiv zum Klimaschutz bei?

Schutz von Gewässern & Böden – Wie geht das Unternehmen mit Wasser um, und werden Ökosysteme geschützt?

Soziale Gerechtigkeit – Unter welchen Bedingungen wird produziert? Werden faire Arbeitsbedingungen und soziale Standards eingehalten?

Es gibt auch Zertifikate ausschließlich im Bereich Materialgesundheit oder Produktzirkularität.

Die 4 verschiedenen Stufen der Zertifizierung

Die Zertifizierung nach C2C Certified® ist in die Stufen

  • Bronze
  • Silber
  • Gold
  • Platin

unterteilt. Je höher die Stufe, desto ganzheitlicher erfüllt das Produkt die Kriterien. 

💡 Es geht nicht darum, alles von Anfang an perfekt zu machen, sondern dass sich Hersteller:innen Gedanken machen und anfangen, wie Produkte im Sinne von C2C designt sein müsste.

Dieser Weg ist ein kontinuierlicher Weiter­entwicklungsprozess – die Rezertifizierung erfolgt alle drei Jahre. Je nach Zertifizierungslevel steigen die Anforderungen an ein Produkt oder Material.

👉 Mehr zur Zertifizierung findest du beim Cradle to Cradle Products Innovation Institute

Cradle to Cradle Certified® ist eine eingetragene Marke des Cradle to Cradle Products Innovation Institute.

Cradle to Cradle in der Kritik – Was sind die Nachteile?

Natürlich ist auch Cradle to Cradle nicht frei von Kritik:

  • Die Zertifizierung ist leider recht teuer und besonders kleinere Labels oder Start-ups können sich diese oftmals nicht leisten.
  • Außerdem wird in Frage gestellt, ob die Umsetzung in der Praxis wirklich so konsequent ist, wie es das Konzept verspricht.

Für mich persönlich gilt: Es ist kein starres Konzept oder „Siegel“, sondern vielmehr eine Einladung zur Weiterentwicklung.

Selbst wenn nicht alles sofort perfekt ist – der Weg zählt.

Ich sehe C2C als Impulsgeber: für Unternehmen, Designer:innen und Konsument:innen, wirklich neu zu denken.

Die Kritik liegt hauptsächlich an der Herausforderung, Systeme neu und anders zu denken.

Kritikerinnen und Kritiker bezweifeln die Umsetzbarkeit im großen Stil, denn das würde eine Neugestaltung der Wirtschaft voraussetzen.

Und hier kommt Nutzen statt Besitzen ins Spiel:

Product as a Service – Nutzen statt Besitzen

Ein wichtiger Aspekt von Cradle to Cradle ist das Umdenken hinzu Nutzen statt Besitzen. Muss ich tatsächlich etwas besitzen oder möchte ich es nicht eigentlich nur nutzen? 

Muss ich eine Waschmaschine besitzen oder möchte ich nur Wäsche waschen? 

Geschäftsmodelle wie die einer Dienstleistung als „Product as a Service“ können die Transformation zu Cradle to Cradle sinnvoll unterstützen.

Produktbeispiele mit Rücknahmesystem, die ich selber habe:

  • die modularen Kopfhörer von Repeat Audio
  • das Funktionsshirt TheMaterialist von runamics mit Textilpfand
  • die Trinkflasche Bayonix und die PUMA Sneakers, auf deren Rückgabe ich Rabatt auf eine neue Bestellung erhalte
  • das REuse-Konzept von RINGANA*, wo ich 10 leere Glasflakons sammle, zurückschicke und als Dankeschön ein Kosmetikprodukt meiner Wahl kostenlos erhalte (Gutscheincode)

Aktiv werden: Regionalgruppe Hamburg der Cradle to Cradle NGO

Cradle to Cradle bedeutet für mich nicht nur, Produkte bewusst auszuwählen, sondern auch die Möglichkeit selbst aktiv zu werden.

Die C2C NGO mit Sitz in Berlin macht genau das: Sie bringt Menschen zusammen, die das Konzept in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft tragen wollen.

In Regionalgruppen kannst du dich ehrenamtlich einbringen, Gleichgesinnte treffen und eigene Projekte umsetzen.

Ich selbst bin in der Regionalgruppe Hamburg aktiv und finde es persönlich sehr wertvoll, Teil dieser Community zu sein. Wir treffen uns jeden 2. Mittwoch Abend.

👉 So wird C2C greifbar: nicht nur im Konsum, sondern auch in der Gestaltung unserer Gesellschaft.

Ein echtes Highlight: Der C2C Congress

Ein echtes Highlight für alle, die sich tiefer mit dem Thema beschäftigen wollen, ist der Cradle to Cradle Congress.

Er wird von der C2C NGO organisiert und gilt als größte Plattform weltweit für Cradle to Cradle Innovation.

Hier kommen Vordenker:innen, Unternehmen, Politiker:innen, Designer:innen und Interessierte zusammen, um über die Zukunft von Materialien, Produkten und Geschäftsmodellen zu sprechen.

Ich war bei den letzten drei Events dabei und für mich ist der C2C Congress immer voller Inspiration, Austausch und Motivation – ein Ort, an dem man merkt:

Wir sind viele, die neue Wege gehen wollen.

Die häufigsten Fragen zu Cradle to Cradle

Was heißt Cradle to Cradle auf Deutsch?

Cradle to Cradle heißt auf Deutsch übersetzt „von der Wiege zur Wiege“.

Wer hat Cradle to Cradle erfunden?

Prof. Dr. Michael Braungart ist deutscher Chemiker, lehrt an der Leuphana Universität in Lüneburg und hat in den 90ern zusammen mit dem US-amerikanischen Architekt William McDonough das Cradle to Cradle Konzept entworfen.

Welche Produkte sind Cradle to Cradle?

C2C Produkte gibt es heute in vielen Bereichen des Alltags. Immer mehr Hersteller:innen orientieren sich am Cradle to Cradle Certified® Standard und entwickeln Produkte, die sicher für Mensch und Umwelt sind und nach der Nutzung in biologische oder technische Kreisläufe zurückgeführt werden können.

Beispiele für C2C Produkte:

  • Mode & Textilien: Kleidung, Schuhe, Sport- und Yogawear, Heimtextilien wie Bettwäsche oder Handtücher
  • Kosmetik & Pflegeprodukte: Cremes, Shampoos oder Zahnpflege, die ohne schädliche Inhaltsstoffe auskommen
  • Haushalt & Küche: Bratpfannen, Reinigungsmittel, Verpackungen
  • Bauen & Wohnen: Möbel, Teppiche, Bodenbeläge, Wandfarben, Dämmstoffe oder ganze Gebäudekonzepte
  • Technische Produkte: Elektronik, wiederverwendbare Mehrwegverpackungen, Rücknahmesysteme oder modulare Geräte
Wer zertifiziert Cradle to Cradle?

Die Zertifizierungen nach Cradle to Cradle Certified® werden von unabhängigen Zertifizierungsstellen durchgeführt. Das Cradle to Cradle Products Innovation Institute verfügt dies bzgl. über ein Netzwerk von Assessment Bodies.