Michael Braungart – Wir müssen Dinge neu gestalten und erfinden
Mensch und Umwelt passen nicht zusammen. So besagt es die Mehrheit. In der Bekämpfung der Klimakrise und zum Thema Umweltschutz sind konventionelle Maßnahmen in aller Munde: Wir sollen unseren Konsum minimieren, unseren CO2-Ausstoß reduzieren, weniger schlecht sein. Städte haben es sich zum Ziel gemacht „klimaneutral“ zu werden. Doch all das ist dem Chemiker Professor Dr. Michael Braungart nicht genug.
Gemeinsam mit dem US-amerikanischen Architekten William McDonough hat er bereits in den 90ern das Cradle to Cradle-Prinzip entwickelt:
Cradle to Cradle (auf deutsch: “von der Wiege zur Wiege”) oder auch C2C abgekürzt ist ein Designkonzept basierend auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft (eng. circular economy). Cradle to Cradle-Produkte werden so designed, dass sie als Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden oder als “technische Nährstoffe” in technischen Kreisläufen idealerweise vollständig wiederverwertet werden können.
Statt weniger schlecht zu sein, oder klimaneutral zu werden, steht Cradle to Cradle für einen positiven Ansatz: Der Mensch kann „nützlich“ sein und einen positiven ökologischen Fußabdruck hinterlassen.
Steckbrief Michael Braungart
Michael Braungart wurde 1958 in Schwäbisch Gmünd geboren. Dies sind einige seiner Meilensteine:
- deutscher Verfahrenstechniker und Chemiker
- 1987: Gründer des EPEA Instituts
- Ende der 90er: Entwicklung Cradle to Cradle Designkonzept
- Gründer McDonough Braungart Design Chemistry (MBDC)
- Professor für Eco-Design an der Leuphana Universität Lüneburg
- wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts
Cradle to Cradle: Einfach intelligent produzieren
Wie sieht intelligentes Design nach Cradle to Cradle aus? Zukünftig gibt es nur noch zwei Arten von Produkten: Verbrauchsgüter, die vollständig biologisch abgebaut werden können, und Gebrauchsgüter, die sich endlos recyclen bzw. sogar upcyclen lassen. Das bedeutet, dass wir nicht reduzieren müssen, sondern wir konsumieren dürfen – in technischen und biologischen Kreisläufen. Eine ökologisch-industrielle Revolution steht uns bevor, mit der Natur als Vorbild.
Das gleichnamige Buch Cradle to Cradle: Einfach intelligent produzieren* von Michael Braungart und William McDonough wurde erstmals 2002 veröffentlicht.
Aus dem Designkonzept ist viel mehr als eine Theorie geworden. Hersteller wie C&A, Trigema, Wolford, Frosch oder Brabantia haben sich zu dem Designkonzept bekannt und viele ihrer Produkte tragen bereits Cradle to Cradle Zertifizierungen.
Cradle to Cradle-Produkte entdeckenMichael Braungart im Interview beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis
Michael Braungart erklärt in diesem Video, wie wichtig das richtige Design ist. Die Herstellung eines Produktes bestimme über 90% der Umweltauswirkungen. Wie wir umdenken können, erfährst du hier:
Was Braungart uns mit auf den Weg gibt, ist eine Kultur der Großzügigkeit, ein großer Fußabdruck, der ein Feuchtgebiet ist. Jemand, der Müll macht, sei nichts anderes als ein Idiot.
Er gibt uns auch ein direktes Ziel: im Jahre 2100 den Kohlenstoff-Gehalt in der Atmosphäre erreichen, wie er zuletzt 1900 war. Wir müssen aktiv das CO2 aus der Atmosphäre holen und wieder an den Boden binden. Dies setzt ein völlig neues Design voraus.
Lese-Empfehlung: Das Cradle to Cradle Buch von Michael Braungart „Intelligente Verschwendung“
Als Lesetipp möchte ich dir gerne das zweite Buch von Michael Braungart und William McDonough Intelligente Verschwendung* empfehlen. Denn was wie eine Vision aus einer fernen Zukunft klingt, ist vielerorts bereits Realität geworden.
Der Fokus des Buches liegt nicht mehr nur auf dem klugen Design einzelner Produkte. Der Begriff des „Upcycling“ findet hier seine Bedeutung. Dinge werden nicht einfach nur recycled, sondern vielmehr aufgewertet. Wie können wir gesund Wohnen? Wie können wir zukunftsfähige Städte bauen? Erfahre mehr, wie du dich ‚gewinnbringend‘ in das Leben auf der Erde integrieren kannst.